8 CDP-Stack und Poststack-Processing

Erst durch die Stapelung wird das Ziel der Reflexionsseismik - die Abbildung der Strukturelemente des Untergrundes - erreicht. Nachdem innerhalb eines CDP-Ensembles alle Spuren mit dem Modul NMO auf Lotzeitspuren dynamisch korrigiert wurden, werden sie im Modul STACK horizontal in der Zeit aufaddiert. Für jeden CDP liegt nach der Stapelung nur noch ein Lotzeit-Seismogramm vor.

8.1 NMO-Korrektur

Die NMO-Korrektur erfolgt mit den als optimal erachteten VNMO(TWT)-Geschwindigkeitsfunktionen (s. Kap. 7). Für CDP-Lokationen, an denen keine VNMO(TWT)-Funktion definiert wurde, wird, wie auch im VELOCITIES-Tool, zwischen den an benachbarten CDPs definierten Funktionen linear interpoliert. Nach der NMO-Korrektur sollte der moveout der Reflexionshyperbeln auf ein Lotzeit (zero offset)- Seismogramm dynamisch korrigiert sein. Dynamisch bedeutet dabei, dass die Zeitkorrektur von der Seismogrammzeit selbst abhängig ist.

8.2 CDP-Stapelung

Für die Stapelung mit dem Modul STACK muss wie bei der CDP-Sortierung die Maximalüberdeckung aller CDPs angegeben werden (s. Aufgabe 10). In der Standardanwendung werden alle zur Stapelamplitude AS aufaddierten Amplitudenwerte An für jeden CDP normiert, auch wenn die Anzahl NCDP der Spuren im CDP-Ensemble geringer ist. Optional kann bei der Normierung aber auch die Anzahl der aufaddierten Amplitudenwerte (NLIVES; number of live samples) berücksichtigt werden, die einen nicht verschwindenden Beitrag liefern (An ≠ 0) liefern. In diesem Fall werden Bereiche mit geringerer CDP-Überdeckung verstärkt. Für die beiden, nun formelmässig beschriebenen Stapelungen gilt: MXFOLD ≥ NCDP = NLIVES.

8.3 Poststack-Migration

Nach der Stapelung sind die Reflexionselemente noch nicht in ihrer räumlich exakten Lage wiedergegeben. Dazu führt erst der Prozess der Migration. Vereinfachend lässt sich sagen, dass horizontale Elemente auch nach der Migration horizontal verlaufen, wohingegen geneigte Elemente noch steiler zu liegen kommen.

Für die Poststack-Migration kann das Modul MIGTX genutzt werden. Als Geschwindigkeitsmodell kann hierbei das, für die NMO-Korrektur benutzte, aber geglättete Modell (s. Abb. 22) verwendet werden. Geglättet werden sollte es, da es als mittleres Hintergrundsmodell aufzufassen ist. Solange im Processing nicht der Schritt einer DMO-Bearbeitung (dip moveout) eingebunden ist, können die VNMO(TWT)-Funktionen immer noch neigungsabhängig und somit fehlerbehaftet sein. Sie sind reine Processing-Geschwindigkeiten, die eine Hyperbelkrümmung möglichst optimal auf die Lotzeit korrigieren. Für die Migration werden deshalb auch oft Durchschnittsgeschwindigkeiten benutzt, die sich aus Intervallgeschwindigkeiten und zugehörigen Tiefen, beide aus den VNMO-Geschwindigkeiten berechnet, ermitteln lassen. I.a. sind die Durschnittsgeschwindigkeiten kleiner als die zugehörigen VNMO-Geschwindigkeiten. Oft wird deshalb das VNMO-Geschwindigkeitsmodell mit einem konstanten Faktor (90-95%) multipliziert.

Abb. 22: Darstellung des vertikal (in Schritten von 250ms) und horizontal (alle 25 CDPs) interpolierten und zusätzlich Median-geglätteten VNMO-Geschwindigkeitsmodell aus Abb. 21.

Nach der Poststack-Migration mit dem Modul MIGTX liegen die Daten aber immer noch TWT-abhängig vor. Die Tiefenlage der einzelnen, nun lagerichtig wiedergegebenen Reflexionselemente lässt sich durch Multiplikation der Zweiweglaufzeit mit der halben Migrationsgeschwindigkeit (für diesen CDP und diese Zweiwegelaufzeit) berechnen.

 

13. Aufgabe: